Der morgendliche Wecker trötet laut wie ein Elefant
Eifrig begab ich mich an die Vorbereitungen dieser Fortbildung, als ich zufällig von einem 4-tägigen Schnupperpraktikum im Bereich Gentechnik an der Universität in Heidelberg hörte.
Da Heidelberg und Ludwigshafen nah beieinander liegen und das Praktikum sich zeitlich prima mit der Akademie vereinbaren ließ, buchte ich kurzerhand einen Platz und fuhr bereits am 27.7. mit einem bis zum Bersten vollgepackten Koffer für knapp drei Wochen nach Baden-Württemberg. Ich checkte für sieben Tage in der Jugendherberge, die direkt im Universitätsviertel liegt, ein. Mein morgendlicher Wecker war übrigens während dieser Zeit das Tröten der Elefanten, die im nahegelegenen Zoo ihr Gehege direkt unter meinem Zimmerfenster hatten.
14 andere Mitstreiter erlernten mit mir in diesen Tagen unter der Leitung von Prof. Dr. Fred Engelbrecht vieles über die DNA und Möglichkeiten, diese zu manipulieren. Wie sich später herausstellte, sind sich der Professor und der Leiter der naturwissenschaftlichen Sommerakademie der BASF – Dr. Joachim Wünn – wohl bekannt. Der Kurs zeigte uns nicht nur wie man Plastide isoliert oder Polymerasen-Kettenreaktionen (PCR)anwendet, auch die Unterschiedlichkeit der einzelnen Teilnehmer war überaus interessant und informativ. Denn nicht nur Schüler wie ich nahmen an diesem Praktikum teil, sondern auch Lehrer naturwissenschaftlicher Fachgebiete und sogar ein Forschungsmitarbeiter der BASF. Diese Vielfalt war wirklich klasse.
Nach der überaus interessanten Forschungswoche, die ich mit Shoppen und Sightseeing in Heidelberg ausklingen ließ, ging es für mich weiter zur BASF nach Ludwigshafen. Die BASF (ehemals „Badische Anilin- & Soda-Fabrik“) ist ein deutscher Chemiekonzern und der nach Umsatz und Marktkapitalisierung weltweit größter Konzern dieser Branche. Einen kleinen Einblick dessen, was dies bedeutet, haben die 19 anderen Akademieteilnehmer aus ganz Deutschland und ich auf unterschiedliche Art und Weise in den folgenden 10 Tagen am eigenen Leib erfahren dürfen.
Schon bei der Anmeldung an der Pforte war ich schwer beeindruckt. Ein großes, halb gläsernes Gebäude ragte vor mir auf, bei dessen Anblick ich nur staunen konnte. Im Hauptgebäude der BASF selber wurden dann Fotos von uns gemacht und wir bekamen unsere eigenen Werksausweise. Ohne diese durften wir das Betriebsgelände nicht betreten. Das zehn Quadratmeter umfassende Gebiet dieses Chemieriesen glich wirklich einer eigenen kleinen Stadt, die wir Teilnehmer nach einer kurzen allgemeinen Einführung durch unsere beiden Kursleiter während einer Werksrundfahrt selbst in Augenschein nehmen konnten. So gab es eine eigene Buslinie, drei S-Bahn Haltestellen, Supermärkte, eine Werksfeuerwehr, -polizei und sogar eine kleine Werksambulanz. Alle das befindet sich auf dem BASF-Gelände. Es ist wirklich ein riesiger Komplex, auf dem sich Fremde nur verirren konnten. Für mich bedeutete das, das reinste Labyrinth. Aber dafür hatten wir ja unseren Busfahrer, der uns die ganzen Tage zu den einzelnen Terminen fuhr. Jeden Morgen um 8.15 Uhr holte er uns an unserer Unterkunft ab. Diese war an der wunderschönen, sogenannten „Blauen Adria“ gelegen und machte echt was her. Ein Hotel der Extraklasse an einem See.
Das Format dieser Akademie bestand deutlich erkennbar darin, zukünftige, leitende Mitarbeiter zu ködern, denn wir bekamen neben den produktbezogenen Vorträgen und konkreten Hinweisen zu in diesem Bereich bevorzugten Studiengängen, klare Vorstellungen davon, wie ein Mitarbeiter der BASF aufzutreten hat. Hochqualifizierte Coaches erteilten uns Präsentations- und Argumentationstraining genauso, wie Debattiertraining, Tipps dazu, wie man aufzutreten hat und wie man sich kleidet.
Dass auch ein gesunder Körper zu einem leistungsfähigen Geist gehört, wurde uns spätestens an dem Punkt bewusst, als wir mit einer eigenen Köchin mehrere Menüs selber kochten und dabei einzelnd über unsere Essgewohnheiten befragt wurden sowie Unterstützung zur Optimierung unseres Essverhaltens bekamen. Dementsprechend war auch stets unsere Verköstigung. Morgens erwartete uns ein riesiges, vielfältiges Frühstückbuffets und bevor wir mittags in der Werksmensa aus einer Vielzahl gesunder und frisch zubereiteter Gerichte wählen konnten, gab es zwischendurch noch „kleine“ Snacks. Ein leckeres Stück Kuchen durfte um vier zum Kaffee natürlich auch nicht fehlen. Abends ließen wir den erfolgreichen Tag dann entweder mit einem Besuch eines 4-Sterne Restaurants wie „Hans im Glück“ oder mit einem Grillabend der Extraklasse (es gab gegrilltes Wild) ausklingen. Nach diesen Tagen brauchte wirklich jeder von uns mindestens eine Kleidergröße mehr!!
Aber auch gemeinsames Tüfteln und Knobeln war Teil der Akademie. Naturwissenschaftliche Teamspiele, aber auch Experimentiernachmittage in den hoch technisierten Laboren der BASF zu den Themen Kunststoffe und Gentechnik standen auf dem Tagesplan. Hierzu wurde sogar extra ein Masterstudent der Biowissenschaften von der Universität Heidelberg abgeordert, der uns die Experimente erklärte und durchführte. Lucky me, denn so erhielt ich die Möglichkeit direkt mit einem Studenten zu sprechen, der genau den Studiengang studiert, welchen ich ebenfalls studieren möchte. Einfach super!
Doch neben all diesen Programmpunkten gab es für uns natürlich auch Freizeit am Wochenende. Ausschlafen stand hier natürlich an erster Stelle. Gegen Mittag aber besichtigten wir dann am Samstag und Sonntag jeweils zuerst während einer Führung, danach aber auf eigene Faust, Heidelberg und Speyer.
Die 10 Tage bei der BASF haben mich tief beeindruckt und neugierig gemacht. Ich spreche da weniger von den Experimenten und Kursinhalten, die natürlich auch toll waren. Nein, ich glaube es ging da nicht nur mir so. Auch die anderen Kursteilnehmer waren ebenso von den Möglichkeiten und Optionen angetan, die einem offen stehen, wenn man bereit ist, sich in seinem Job einzubringen und Leistung zu zeigen. Es war wirklich unglaublich zu sehen, welche Wege offen stehen. Ein echt gutes Gefühl war auch die Zusammengehörigkeit des Sommerakademie-Teams. Wir hatten alle direkt einen guten Draht zueinander und sind dabei so unterschiedlich. Auch jetzt schreiben wir uns noch über unsere Chat-Gruppe, obwohl wir über ganz Deutschland und sogar bis nach Hongkong und Ankara verstreut sind. Wir sind ein tolles Team geworden . So fiel uns allen der Abschied unglaublich schwer und es war klar: ein Nachtreffen werden wir definitiv organisieren.
Allegra Angenendt