Starkes Zeichen gegen das Vergessen
Mehr als 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen zur Gedenkfeier für die Opfer des Holocaust am jüdischen Ehrenmal auf dem Friedhof. Bürgerinnen und Bürger, Vertreter der Ratsfraktionen und verschiedener Vereine erlebten eine würdige und feierliche Gedenkstunde, zu der die Bürgeraktion Pro Kultur und die Stadt Emmerich gemeinsam eingeladen hatten.
Zur Eröffnung der Veranstaltung beschrieb die Vorsitzende von Pro Kultur Irene Möllenbeck die derzeitige Situation von Jüdinnen und Juden, die sich durch zunehmenden alltäglichen Antisemitismus sowie antiisraelische Demonstrationen bedroht und tief verunsichert fühlen, und wie wichtig gerade heute Erinnern und Gedenken sei. Sie appellierte an alle, fassungslos machende Geheimtreffen von rechtsextremen Politikern nicht tatenlos zur Kenntnis zu nehmen, und forderte auf: „Gehen sie auf die Straßen und seien sie Botschafter und Multiplikatoren für unsere Demokratie“. Auch Bürgermeister Peter Hinze beschrieb in seiner Ansprache die Folgen des Nazi-Regimes und rechtsextremer Politik. Es dürfe jetzt nicht mehr nur bei reinen Lippenbekenntnissen bleiben, sondern mutiges Handeln gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus sei wichtig, denn „Nie wieder sei Jetzt!“
Trotz des schulfreien Samstags nahmen auch viele Schülerinnen und Schüler der Städtischen Gesamtschule, des Willibrord Gymnasiums und des Förderzentrums Grunewald an der Veranstaltung teil. Mit einfühlsamen Gedichten wie „Judenschicksal“ von Kurt Metzei oder „Vergesst nur nicht“ von P. Blumenthal-Weiss und Texten, welche die Gefühle und Gedanken von Kindern im KZ beschrieben, gestalteten sie in beeindruckender Weise die Gedenkfeier.
Die Schülerinnen unseres Gymnasiums trugen eine Collage aus originalen Texten vor, die Kinder und Jugendliche verfasst haben, die selbst ein Konzentrationslager erlebt haben. Mit der Textcollage wollten unsere Schülerinnen an das Schicksal Gleichaltriger erinnern. Textgrundlage waren dabei Ausschnitte aus dem Theaterstück „Einen Schmetterling habe ich hier nicht gesehen” von Lilly Axster, die mit Originalquellen gearbeitet hat.
Musikalisch begleitete Torsten Neerincx mit seiner Trompete sehr einfühlsam die Feierstunde.
Zum Schluss der Veranstaltung verteilten Schülerinnen und Schüler bemalte Kieselsteine, die nach altem jüdischem Brauch von den Besuchern auf dem jüdischen Ehrenmal abgelegt wurden. Ein ermutigendes Zeichen war, dass viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Gesprächen vor und nach der Veranstaltung daraufhin hinwiesen, wie sehr sie die Erstarkung politisch rechtsextremer Gruppierungen und ihre Planungen belasten und wie wichtig ihnen jetzt ein Zeichen gegen Antisemitismus und für den Erhalt unserer Demokratie und Vielfalt sei.
(Text: Irene Möllenbeck, Thomas Brokamp/ Foto: Frank Meetz)