Brüssel-Exkursion des Kurses Geschichte bilingual (Jgs. 9) am 13. und 14. Juni
Brüssel-Exkursion des Kurses Geschichte bilingual (Jgst. 9) am 13. und 14. Juni
In den vergangenen Monaten haben sich die Schüler*innen des Kurses Geschichte bilingual der Jahrgangsstufe 9 intensiv mit der kolonialen Vergangenheit unseres Nachbarlands Belgien beschäftigt. Vor allem Leopold II. stand dabei im Fokus. Er war von 1865 bis zu seinem Tod 1909 „König der Belgier“ und in seine Amtszeit fällt eines der grausamsten Kapitel der Menschheitsgeschichte: Leopold gründete auf dem Gebiet der heutigen Demokratischen Republik Kongo den „Kongo-Freistaat“, über den er als absoluter Herrscher verfügen konnte. Er beutete die Kolonie rücksichtslos aus, vor allem wertvolles Elfenbein und Kautschuk ließ er nach Europa liefern, um teure Bauvorhaben zu finanzieren. Die im Kongo lebende Bevölkerung wurde in dieser Zeit zur Zwangsarbeit verpflichtet und schwer misshandelt. Wie viele Kongolesen im Zuge der „Kongogräuel“ ums Leben kamen, ist nicht belegt. Forscher*innen gehen jedoch von mehreren Millionen Opfern aus.
Im Unterricht haben die Schüler*innen erarbeitet, inwiefern die Spuren der Kolonialzeit noch heute in Belgiens Hauptstadt sichtbar sind. Auf der Exkursion haben wir z.B. den Parc du Cinquantenaire besucht, den Leopold anlässlich des 50. Jahrestags der Unabhängigkeit Belgiens mit den Gewinnen aus dem Kongo erbauen ließ. Außerdem haben wir uns verschiedene Statuen Leopolds angesehen, die nach seinem Tod zu dessen Ehren erbaut wurden. Vor allem seit der Gründung von „Black Lives Matter“ werden diese Statuen regelmäßig mit Graffiti besprüht (siehe Fotos). Die Schüler*innen haben hierüber intensiv diskutiert und waren ganz unterschiedlicher Meinung, wie mit den Statuen heute umgegangen werden sollte.
Am zweiten Tag haben die Schüler*innen das von Leopold gegründete „Königliche Museum für Zentral-Afrika“ im Brüsseler Vorort Tervuren besucht. Hier stellte Leopold Kunst und Kulturgüter aus, die er aus dem Kongo nach Europa bringen ließ. Ende des 19. Jahrhunderts gab es im Park des Museums sogar einen „menschlichen Zoo“, bei dem ein kongolesisches Dorf mit dutzenden Dorfbewohner*innen nachgebaut war. Obwohl das Museum erst kürzlich die Ausstellung modernisiert hat, wirkt es wie aus der Zeit gefallen: Es wird weiterhin Raubkunst aus der ehemaligen Kolonie ausgestellt und eine kritische Auseinandersetzung mit Belgiens kolonialer Vergangenheit findet nur zum Teil statt. Die Verantwortung Leopolds II. und das ganze Ausmaß der Kongogräuel werden z.B. gar nicht dargestellt.
Auch wenn die beiden Tage sehr anstrengend waren (insgesamt sind die Schüler*innen 27 Kilometer zu Fuß gelaufen und haben 7 Stunden Zugfahrt durchstanden), hat sich die Exkursion nach Brüssel gelohnt. Unvergessen bleit nicht zuletzt der abendliche Ausflug auf Sandalen zu Domino’s Pizza und der Spieleabend mit Frau Jürgens, Herrn Dr. Neunstöcklin und allen 20 teilnehmenden Schüler*innen.
(Text: Dr. Neunstöcklin, Q2/ Foto: Jürgens)