Gastvortrag zur Europäisierung des Fußballs

Am 15. Dezember besuchte Prof. Dr. Alexander Brand von der Hochschule Rhein-Waal das Willibrord-Gymnasium. Anknüpfend an das aktuelle Thema des GePo-Kurses im 9. Jahrgang „Sport im Wandel der Zeit“, stellte Herr Brand in einem spannenden und anschaulichen Vortrag ein zurückliegendes Forschungsprojekt vor, das sich mit der Bedeutung von Fußballfankultur in Europa beschäftigte.

Grundlage des Vortrags „Zwischen Torjubel und Politik: Was man lernen kann, wenn man Fußballfans erforscht“ war das Forschungsprojekt, das Prof. Dr. Brand gemeinsam mit seinem Team in den Jahren 2018 bis 2021 durchgeführt hat. Ausgangspunkt der Untersuchung war die Beobachtung, dass sich der Profifußball in den letzten Jahrzehnten stark europäisiert hat. Spieler wechseln selbstverständlich zwischen Vereinen in ganz Europa, internationale Wettbewerbe wie die Champions League sind für viele Clubs wichtiger geworden als nationale Meisterschaften, und Fans informieren sich längst nicht mehr nur über ihren lokalen Verein. Oft kennen sie sich sogar besser mit Clubs wie Paris Saint-Germain oder Inter Mailand aus als mit regionalen Vereinen aus Düsseldorf oder Mönchengladbach.

Die zentrale Hypothese des Forschungsprojekts lautete: Je häufiger ein Verein an europäischen Wettbewerben teilnimmt, desto akzeptierter ist unter den Fans der Gedanke der europäischen Zusammenarbeit. Ein zentrales Ergebnis bestätigte diese Annahme teilweise. Internationale Stars wie Mbappé, Ronaldo oder Harry Kane sind vielen Fans zumindest deutlich bekannter als regional verankerte Spieler.

Prof. Dr. Brand erläuterte zudem, dass Fußballfans heute regelmäßig quer durch Europa reisen, um ihre Vereine zu unterstützen. Dadurch verändert sich ihr Blick auf nationale Grenzen. Sie werden als weniger trennend wahrgenommen. Besonders auch in Grenzregionen wie dem Niederrhein ist es für viele Fans selbstverständlich, für Fußballspiele ins Nachbarland zu fahren. Eine direkte politische Einflussnahme durch den Fußball konnte zwar nicht eindeutig festgestellt werden, dennoch zeigt das Forschungsprojekt, dass der Fußball das Denken über Europa und die Welt nachhaltig beeinflussen kann.

Der Vortrag machte deutlich, dass Fußball weit mehr ist als nur ein Sport. Er kann Perspektiven verändern, Verbindungen schaffen und dazu beitragen, Europa im Alltag erlebbar zu machen.

Vielen Dank für Ihren Besuch am Willibrord, Herr Brand!

(Text und Foto: Astrid Haumer)