Lions Youth Exchange in Belgien
Dieses Jahr in den Sommerferien erlebte ich ein großes Abenteuer. Ich reiste für drei Wochen nach Belgien, in ein unbekanntes Land, um unbekannte Leute zu treffen. Es klingt sehr wild und das war es auch. Im Rahmen des Lions Youth Exchanges (Ein Programm, welches durch den Lions Club organisiert wird) reisten fünf Jugendliche aus Emmerich und Rees in verschiedene Länder, um als Botschafter ihre Länder zu repräsentieren. Jeder wohnte eine Woche bei einer Gastfamilie und verbrachte zwei Wochen in einem Camp mit etwa 30 anderen Jugendlichen aus der ganzen Welt.
Angekommen bei meiner Gastfamilie, voller Aufregung, wurde ich sehr freundlich in Empfang genommen. Im Garten saßen meine Gastmutter, -vater, meine beiden Gastschwestern und meine Zimmergenossin aus Italien. Wir aßen zusammen und lernten uns ein wenig kennen. Ich war etwas nervös, hatte aber zuvor mit Sofia (der anderen LYE-Teilnehmerin) geschrieben, also wusste ich, dass sie eine nette Person war. Die Familie bestand aber nicht nur aus diesen Menschen, sondern dazu gehörten auch 20 Katzen! Vier der Katzen sind immer da und die anderen sind Katzen, die durch eine Tierschutzorganisation gerettet wurden, und als Zwischenlösung dort wohnen, um adoptiert zu werden, sobald sie wieder fit genug sind. Es war sehr schön zu sehen, wie meine Gastmutter so viel Herz und Aufwand in dieses Projekt steckte. Es gab zwei Zimmer nur für die Katzen. Dort verbrachten Sofia und ich einige Abende, um uns bis spät in die Nacht über unsere Erfahrungen und Eindrücke auszutauschen.
Für jeden Tag waren diverse Aktivitäten geplant, wie z.B. Schnorcheln, Reiten, zur Kirmes gehen usw. Es war sehr schön zu sehen, wie viel Mühe und Gedanken in die Planung gesteckt wurden. Mein persönliches Highlight war es, etwa alle Second-Hand-Shops von Antwerpen zu durchforsten und die Unistadt besser kennenzulernen. Meine Gastschwester Amelie studiert dort und gab uns alle Geheimtipps für die Stadt. Außerdem feierte meine andere Gastschwester Camille ihren 18. Geburtstag! Es war sehr wild, ein Teil ihres besonderen Abends zu sein. Es wurde viel gelacht, gegessen und sehr lange geredet. Aber ehe ich mich versah, war die erste Woche auch schon um und ich musste mich von meiner Gastfamilie verabschieden. Es war doch recht emotional, da man sich in einer Woche Zusammenleben überraschend gut kennenlernt.
Zusammen kamen Sofia und ich im Camp an, doch leider wohnten wir nun nicht mehr in einem Zimmer. Es war sehr viel auf einmal. Dutzende Leute mit Koffern und jeder versuchte sein Zimmer zu finden. Am ersten Abend spielten wir erstmal ein paar Kennenlernspiele, denn es waren Leute aus Serbien, Malaysien, Österreich, Indien und von quasi überall auf der Welt dabei. Ich merkte schon da, es würden wohl immer lange gemütliche Abende werden.
Am ersten Tag fuhren wir zwei Stunden lang mit einem Bus nach Brüssel. Da sich unsere Unterkunft so ziemlich mitten im Nirgendwo, in einem Wald befand, sollten wir noch oft lange Busfahrten erleben. Dort angekommen, besuchten wir das berühmt berüchtigte Atomium. Es gab schöne Lichtinstallationen und Ausstellungen zu sehen. Danach waren acht Stunden Freizeit im Regen angesagt, das zog sich dann doch etwas. Aber als alle Gruppen sich am Abend wegen des Nationalfeiertages zu einem Open Air Festival wiedertrafen, wurde man wieder ziemlich wach. Es war sehr beeindruckend so viele Live Acts aus einer so großen Menschenmenge zu sehen, direkt am ersten Ausgehtag. Als es auf den Weg zurück zum Bus ging, kamen meiner Gruppe und mir jedoch ein paar Hindernisse entgegen, welche dafür sorgten, dass wir auf einmal mehr als einen Kilometer vom Rest der Gruppe entfernt waren und buchstäblich rennen mussten, mitten in der Nacht, allein durch Brüssel. Das war eine zutiefst einprägsame Erfahrung.
Einer meiner Lieblingstage war jedoch der Geschichtstag in Ieper, an dem wir Grabstätten und Denkmäler, die zu Ehren der gefallenen Soldaten im Ersten Weltkrieg errichtet wurden, besuchten. Wir hatten einen Tour Guide, der uns wirklich gut vermittelte, was Grausames an diesem Orten geschehen ist und, weshalb wir diese Szenen weder vergessen noch ignorieren sollten. Die Bedeutung Iepers im ersten Weltkrieg war so gewaltig, dass dort jeden Tag eine Zeremonie, die auch durchaus gut besucht ist, als Erinnerung stattfindet. Ich hatte die Ehre mit einem anderen LYE-Teilnehmer ein Teil dieser Zeremonie zu sein.
Ein weiteres Highlight war der Besuch des Europäischen Parlamentes (Brüssel Part 2, diesmal ohne Verlorengehen). Hierbei erhielten wir eine Tour von einer sehr engagierten Frau, die uns die Bedeutung der EU ans Herz legen wollte. Sie erklärte klar und verständlich, wie viele Auswirkungen die EU auf unser Leben hat. Die ganze Gruppe wurde zum Nachdenken angeregt. Ich lernte einiges über Dinge, die mir vorher nicht bewusst waren. Der informative Rundgang war äußerst eindrucksvoll. Für Fotos wurde natürlich auch genügend Zeit eingeplant.
Dies waren nur ein paar Beispiele der vielen Erfahrungen, die ich in dieser Zeit machen durfte. Es waren ein paar Wochen gefüllt mit neuen Freundschaften und neuen Situationen, denen ich zuvor ganz sicher nicht ausgesetzt war, jedoch habe ich wirklich viel gelernt und mitgenommen. Bei kleinen Sachen merke ich häufig im Alltag: Das habe ich doch in Belgien gelernt.
Es hat mir unfassbar viel Freude bereitet, neue Kulturen kennenzulernen, mich mit Leuten aus der ganzen Welt zu vernetzen und auch ein paar Wortfetzen aus anderen Sprachen aufzunehmen. Ich habe immer noch stetigen Kontakt zu den Menschen aus dem Programm und bin sehr froh darum. Denn wie bereits erwähnt, kann man in kurzer Zeit zu einer kleinen Familie zusammenwachsen.
Wenn du auch an einen Auslandsaustausch oder am Leo-Club (Jugendorganisation des Lions Clubs) interessiert bist, kannst du dich gerne bei mir (Isabella Gironce, Q1) auf Teams melden!
(Text und Fotos: Isabelle Gironce)