Die Erfahrung einer Zeitzeugin – Eva Weyl
Zeitzeugin Eva Weyl, geboren im Jahre 1935, ist eine der wenigen jüdischen Überlebenden aus der Zeit des Nationalsozialismus. Ihre Familie besaß früher das „Warenhaus Weyl“ in der Großen Straße in Kleve, an dessen Stelle nun das heutige Kaufhaus „Galeria Kaufhof“ zu finden ist. Nachdem Hitler 1933 Reichskanzler geworden war, flüchteten die Weyls allerdings in die Niederlande.
Im Januar 1942, Eva Weyl war sechs Jahre alt, wurden sie und ihre Eltern in das Durchgangslager Westerbork gebracht. Geleitet wurde das Lager durch den Kommandanten Gemmeker, der das Lager in vieler Hinsicht eher wie ein Dorf erscheinen ließ als als einen Ort, an dem Menschen eingesperrt waren. Durch dieses Täuschungsmanöver verliefen die Deportationen der jüdischen Menschen Richtung Osteuropa vergleichsweise reibungslos.
Die Deportationen mit dem Zug in Arbeits- oder Vernichtungslager fanden einmal wöchentlich statt. Lange hatte Frau Weyls Familie Glück, aber am 31.Mai 1944 standen auch sie auf der Transportliste. Durch einen versehentlichen Beschuss des Lagers durch die Alliierten, verließ dieser Zug allerdings nie das Lager und Eva und ihre Familie wurden nicht aus Westerbork deportiert.
Insgesamt berichtete Eva Weyl von vier konkreten Situationen, in denen sie Glück hatte, nicht in ein anderes Lager deportiert worden zu sein.
Auch interessant waren Frau Weyls Antworten auf die Fragen, welche die Schüler im Anschluss an den Vortrag gestellt haben. Eine der Fragen lautete, ob sie es schwer fände, ihre Geschichte zu erzählen. Ihre Antwort daraufhin war, dass es ihr nicht schwerfiele, über ihre eigenen Erfahrung zu sprechen, da sie durch schützende Lügen ihrer Mutter von jeglichem Trauma verschont geblieben sei. Da sie kein Problem damit hat, von ihren Erlebnissen zu berichten, hat sie sich nach einer Einladung der Gedenkstätte Westerbork dazu entschlossen, auch vor Schulklassen zu sprechen.
Wichtig war ihr, uns mit auf dem Weg zu geben, dass niemand von uns für die Vergangenheit verantwortlich ist, sondern dass wir viel mehr die Verantwortung für die Zukunft tragen. Niemand sollte zu schnell verurteilen, sondern erst einmal einen eigenen Eindruck gewinnen. Eva Weyl selbst gibt auch den Deutschen keine Schuld, da sie von Hitler beeinflusst wurden. Sie findet daher, dass auch die Deutschen von Hitler befreit wurden.
(Text: Hana Halilovic, Kim Mai Nguyen und Carina Wolff, Q1/ Foto: Anna Raayman, Q1)
(Video: Moritz Bayer mit der Veranstaltungs- AG)