Zeitzeugin Eva Weyl erzählt den Jugendlichen ihre Geschichte
Eva Weyl kommt aus Kleve und besaß früher ein großes Warenhaus; heute steht dort Galeria Kaufhof. Als Hitler 1933 Reichskanzler wurde, flüchtete die Familie nach Arnheim, wo Eva geboren wurde und ihre Familie ein Textilgeschäft aufbaute. Als ihre Familie sich freiwillig bei einem Aufruf der Nazis 1942 meldete, landete diese in dem Durchgangslager Westerbork. Eva war zu diesem Zeitpunkt sechs Jahre alt. Der Grund, wieso sich die Familie Weyl freiwillig gemeldet hatte, war, dass sie gehofft hatte, dass alle Familienmitglieder zusammenbleiben würden. Eva ging im Lager zur Schule und erlebte die Scheinwelt mit, während der Vater in einer Verwaltung tätig war. Sie wurden nicht getrennt und lebten mit anderen Familien in einer Baracke zusammen. Am 12. April 1945 erlebte Eva und ihre Familie die Befreiung des Lagers Westerbork.
Heute ist Eva Weyl 82 Jahre alt und wohnt in den Niederlanden.
Den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 9 schilderte sie kürzlich ihre Erfahrungen und Eindrücke. Sie hielt einen 90-minütigen Vortrag vor den Jugendlichen und beantwortete zu diesem Thema Fragen. Am Anfang stellte Herr Wimmers die Zeitzeugin vor. Danach übergab er das Wort an Frau Weyl. Diese begann als erstes, die Nummern auf den Armen mit einem Comic zu erklären. Anschließend redete sie über ihre Familie, ihren Wohnort und das Vermögen. Sie erzählte ausführlich über die Kristallnacht und das Judentum. Daraufhin folgten die Totenzahl sowie die atemberaubende und unglaubliche Geschichte, die unvorstellbar für unsere Zeit ist. Sie erzählte über das Lager Westerbork, die Vorbereitung auf das Lager, die Ankunft, die Baracken, den Grundriss und Aufbau des Lagers, das Essen, die Arbeit ihrer Eltern und die Schule, in der sie war. Außerdem berichtete sie über General Gennerke, denn er hat die Scheinwelt aufgebaut, in der sie, ihre Familie und Tausend weitere Juden gelebt hatten. Er hatte damit versucht keine Aufstände untereinander zu provozieren.
Vor zehn Jahren hat sie angefangen über ihre Geschichte in Westerbork an Schulen zu erzählen. Ihr Ziel ist es Zeitzeugen zu schaffen und sagte oft: „Ausschwitz darf nie wieder passieren!“ oder „ Ausschwitz ist ein Symbol für alle schlechten Dinge!“ Sie verglich diesen Krieg mit den heutigen Krieg und sagte: „Dieser Krieg war anders, es wurden Mordfabriken gebaut um planmäßig zu morden, um eine Rasse auszulöschen und um Deutschland rein zu machen.“
Vor einem Jahr wurden Stolpersteine für die Familie Weyl gelegt (Lindenstraße in Kleve). Sie gab zu, dass 80 % ihrer Geschichte aus den Erzählungen von ihren Eltern oder Büchern stammen und nur 20 % ihre eigene Eindrücke und Gedanken waren. Ihre zwei schönsten Momente sind in Kleve an der Schule von ihrem Vater zu sein und ihre Geschichte erzählen zu dürfen und in Westerbork zu sein. Sie gab außerdem zu, im Nachhinein lieber als Christin geboren worden zu sein. Sie beendete ihren Vortrag mit diesen Worten: „Man muss den Menschen mit Liebe betrachten und nicht die Vorurteile glauben und weiter diskriminieren.“
(Text: Kim Huyzendfeld 9b/ Foto: Nils Wegner EF)